Wie die neuen Qualitätsdaten des Bremer Krankenhausspiegels zeigen, erreichen die Krankenhäuser in Bremen und Bremerhaven beim Einsatz künstlicher Hüft- und Kniegelenke wieder ein hervorragendes Behandlungsniveau, das häufig über dem Bundesdurchschnitt liegt. Dieses gute Abschneiden liegt vor allem an der Spezialisierung, der umfangreichen Erfahrung aufgrund hoher Behandlungszahlen und an innovativen Techniken und Materialien, die eingesetzt werden.
Die im Bremer Krankenhausspiegel jetzt neu veröffentlichten Qualitätsdaten des Jahres 2016, die bundesweit an allen Kliniken einheitlich erfasst wurden, belegen bei allen Qualitätskriterien in den Bereichen Hüft- und Kniegelenkersatz einen sehr guten Qualitätsstandard der Krankenhäuser in Bremen und Bremerhaven. Die Bremer Ergebnisse sind häufig sogar besser als der bundesweite Durchschnitt. So erlangen 99,4 Prozent aller in Bremer Krankenhäusern mit einer neuen Hüfte versorgten Patienten wieder eine gute Beweglichkeit – bundesweit sind es 98,0 Prozent. Maßnahmen zur Sturzprophylaxe werden in Bremen bei 98,0 Prozent der Patienten durchgeführt, im Bundesdurchschnitt bei nur 92,9 Prozent. Auch bei der Vermeidung von Komplikationen oder beim Schutz vor Wundinfektionen schneiden die hiesigen Kliniken sehr gut und zum Teil noch besser als der Bundesdurchschnitt ab.
Entscheidung zur OP nach strengen Kriterien
Ein wichtiges Qualitätskriterium ist, ob die Entscheidung für einen Hüftgelenkersatz streng nach den Kriterien der medizinischen Fachgesellschaften erfolgt. In Bremen geschieht dies bei 98,5 Prozent der Patienten, die erstmalig eine Hüftprothese erhalten (Bund: 96,5 Prozent), beim Austausch einer alten gegen eine neue Prothese in 95,6 Prozent (Bund: 93,0 Prozent). Medizinisch bedingte und gut begründete Abweichungen gibt es hierbei immer, aber die Zahlen im Bremer Krankenhausspiegel zeigen, dass die Indikationsstellung in Bremen besonders sorgfältig erfolgt.
Hohe Qualität beim Kniegelenksersatz
Ähnlich gute Ergebnisse hat die Knie-Endoprothetik aufzuweisen. Auch hier fällt die Entscheidung zum erstmaligen Einsetzen einer Total-Endoprothese zu 99,5 Prozent gemäß den medizinischen Vorgaben, bundesweit sind es mit 97,4 Prozent beträchtlich weniger. Bei einer Teilprothese, der so genannten Schlitten-Prothese, beträgt das Ergebnis 99,3 Prozent in Bremen zu 94,3 Prozent im Bund und bei einer Wechseloperation 97,8 zu 91,0 Prozent. Eine gute Beweglichkeit wird in Bremen bei 95,0 Prozent der Patienten erreicht, deutschlandweit bei 92,0 Prozent.
Bremen mit sehr gutem Versorgungsangebot
Elf Krankenhäuser in Bremen und Bremerhaven setzen künstliche Hüftgelenke ein, sieben künstliche Kniegelenke. „Das Land Bremen verfügt damit über ein sehr gutes Angebot im Bereich der Endoprothetik, das auch weit über die Landesgrenzen hinaus wahrgenommen wird“, freut sich Gesundheitssenatorin Eva Quante-Brandt. Häufigster Grund für den Gelenkersatz sind altersbedingte Verschleißerscheinungen (Arthrose), die aufgrund der steigenden Lebenserwartung zunehmen, bei der Hüfte sind es außerdem Oberschenkelhalsbrüche. Hinzu kommen Wechsel-Operationen bei Patienten, die teilweise schon seit vielen Jahren ein Hüft- oder Knie-Implantat haben. Die Prothesen haben sich über die Jahre gelockert oder sind verschlissen, sodass sie herausgenommen und ersetzt werden müssen. Diese Revisions-Operationen nehmen stark zu und erfordern deutlich mehr Erfahrung des Operateurs als der Ersteinsatz. Die Bremer Krankenhäuser sind auf solche komplizierten Fälle spezialisiert und werden daher auch von vielen Patienten von weit außerhalb Bremens in Anspruch genommen.
Fit in fünf Tagen nach Gelenkersatz
Als der englische Arzt Sir John Charnley in den 60-er Jahren das erste künstliche Hüftgelenk einsetzte, war dies eine Sensation. Allerdings war der Genesungsprozess damals langwierig. Schonendere OP-Verfahren, verbesserte Materialien und vor allem neue Behandlungskonzepte vor und nach der Operation führen heute zu viel schnelleren Erfolgen. „Seit mehr als 15 Jahren beschäftige ich mich mit Behandlungspfaden zur raschen Genesung, so genannten Fast-Track-Konzepten“, berichtet Dr. Adrianus den Hertog, Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie der Paracelsus-Klinik Bremen. „Das frühzeitige Aufstehen nach der Operation, begleitet von einer multimodalen Schmerztherapie, bringt verblüffende Ergebnisse, bewirkt eine nachhaltige Verringerung des Schmerzmittelbedarfs und ermöglicht einen baldigen Einstieg in den Alltag. Nach fünf Tagen verlassen die Patienten das Krankenhaus und sind in der Regel gar nicht oder kaum noch auf Gehhilfen angewiesen.“ Individualisierte Implantate runden das Fast-Track-Konzept ab. Eine hohe Passgenauigkeit gewährleistet den optimalen Sitz des Kunstgelenks und erhöht dessen Lebensdauer.
Kurzschaft-Prothesen und minimal-invasive Operationen
„Bei jüngeren Patienten, die den Anspruch haben, auch weiterhin sportlichen Aktivitäten nachzugehen, sind knochensparende Kurzschaft-Prothesen eine sehr geeignete Lösung“, berichtet Prof. Dr. Michael Bohnsack, Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie des DIAKO Bremen. „Ihr Vorteil ist, dass noch genügend Knochensubstanz am Oberschenkel bleibt, um viele Jahre später bei einem eventuell notwendigen Schaftwechsel den neuen Standardschaft ebenfalls zementfrei sicher zu verankern. Außerdem leitet eine Kurzschaft-Prothese den Kraftfluss in möglichst natürlicher Weise in den Knochen ein und beugt so einem Abbau von Knochensubstanz vor.“ Am Hüftgelenk hat sich weltweit die zementfreie Primärprothese aus einem beschichteten Titanmaterial durchgesetzt. Als ideale Gleitpaarung, auch für sportliche Belastungen, hat sich Keramik für den Hüftkopf mit hochvernetztem Polyethylen für den Pfanneneinsatz durchgesetzt. Alle Primärprothesen können zudem minimal-invasiv, das heißt über wenige kleine Schnitte unter Schonung der Muskulatur eingesetzt werden. Der Operateur präpariert in vorhandenen Muskellücken und schiebt die Muskulatur lediglich auseinander. Dieses Verfahren ermöglicht eine schnelle Rehabilitation. Die Patienten können anschließend unter voller Belastung mobilisiert werden und nach der stationären Behandlung die weitere Rehabilitation meist ambulant durchführen.
Minimaler Verschleiß
Für Knie-Implantate stehen Teil-Prothesen (Schlittenprothesen) und vollständige Gelenk-Endoprothesen zur Verfügung. „Moderne Knie-Prothesen zeichnen sich durch einen minimalen Abrieb der Verschleißteile aus, indem die Form und Funktion des Kniegelenks bestmöglich imitiert werden“, erläutert Prof. Dr. Ralf Skripitz, Chefarzt des Zentrums für Endoprothetik, Fußchirurgie, Kinder- und Allgemeine Orthopädie der Roland Klinik Bremen. „Durch rotierende und gleitende Teile in der Knieprothese wird der natürliche Bewegungsablauf imitiert und sichergestellt, dass der Druck auf die einzelnen Teile der Prothese möglichst niedrig gehalten wird, um einen vorzeitigen Verschleiß zu verhindern.“ Bei den Materialien haben sich Implantate mit veredelter Oberfläche als besonders zuverlässig und verschleißarm erwiesen. Welches Implantat mit welcher Oberfläche und Verankerung implantiert wird, hängt von der individuellen Ausgangssituation ab. Es steht heute eine Vielzahl von modularen, aufeinander aufbauenden Implantat-Optionen zur Verfügung; auch hier wird häufig die Kombination von Metall oder Keramik mit Polyethylen verwendet.
Zusätzliche Informationsangebote werden häufig genutzt
Verständlich aufbereitete Informationen im Internet können eine Hilfestellung bei der Suche nach dem passenden Krankenhaus sein. Ein Beispiel dafür ist der Bremer Krankenhausspiegel. „Aus Umfragen der Techniker Krankenkasse wissen wir, dass sich jeder vierte Patient vorab über die Behandlungsqualität des Krankenhauses informiert. Patienten in der Orthopädie nutzen zusätzliche Informationsangebote als Entscheidungshilfe besonders häufig – nämlich jeder zweite Patient", berichtet Sören Schmidt-Bodenstein, Leiter der TK-Landesvertretung Bremen.
Konzentration auf leistungsstarke Häuser fördert Behandlungsqualität
Fast neun von zehn Patienten sind bereit, für bessere Qualität auch eine weitere Anfahrt in Kauf zu nehmen. Das zeigt sich auch in der Praxis: In Bremen kommen vier von zehn orthopädische Patienten aus dem Umland. Für eine Vielzahl von Eingriffen gilt, dass eine Konzentration der Leistungen auf wenige Häuser und damit eine Erhöhung der Fallzahlen zu mehr Qualität führt.“ Anders als in ländlichen Regionen, wo oft auch kleine Krankenhäuser ein breites Leistungsspektrum anbieten, führen in Bremen ausschließlich große oder spezialisierte Krankenhäuser Hüft- und Knie-Endoprothetik durch. Dies schlägt sich in hohen Fallzahlen in den einzelnen Häusern nieder – und in einer entsprechend hohen Behandlungsqualität", erläutert Schmidt-Bodenstein.
Qualitätsergebnisse aus 19 Behandlungsgebieten
Neben den aktuellen Qualitätsergebnissen aus den Bereichen Hüft- und Kniegelenkersatz präsentiert der Bremer Krankenhausspiegel in ausführlichen Rubriken aufschlussreiche Qualitätsdaten aus 17 weiteren, besonders häufigen oder komplexen Behandlungsgebieten wie Geburtshilfe, Schlaganfallbehandlung, Brustkrebsoperationen, Herzchirurgie, Herzschrittmacher-Einsatz, Versorgung von Schwerverletzten oder Altersmedizin in leicht verständlichen Schaubildern. Ergänzt werden sie durch Erläuterungstexte zu den Erkrankungen sowie Diagnose- und Therapiemöglichkeiten. Uwe Zimmer, Geschäftsführer der Bremer Krankenhausgesellschaft (HBKG): „Den Bürgerinnen und Bürgern bietet der Bremer Krankenhausspiegel umfassende Informations- und Vergleichsmöglichkeiten über die Krankenhäuser in Bremen und Bremerhaven, ihre Leistungen und ihre Behandlungsqualität.“
Weitere Informationen unter: http://www.bremer-krankenhausspiegel.de
(Bremen, 25.06.2018)